Grüner Tee: Morgens, mittags, abends

Wann Welche Sorte 

Grüner Tee: Morgens, mittags, abends

Welchen Grünen Tee zu welcher Tageszeit trinken? Gyokuro eher morgens, Sencha und Shincha mittags / nachmittags, Bancha und Karigane abends.

Wie viel täglich trinken?

Zubereitung Grüntee

Teeset mit Grüntee (suigyoku.co.jp)

Die unterschiedlichen japanischen Sorten grüner Tee besitzen verschiedene Inhaltsstoffe,  Wirkungen und Geschmacksrichtungen. Grundsätzlich empfehle ich gesunden Erwachsenen etwa 3-4 x 0,3 l Portionen täglich (je nach Körpergröße/-gewicht) hochwertigen japanischen grünen Tee für die Gesundheit und für die tägliche Versorgung in richtiger Zubereitung zu trinken. Gesunde Kinder können etwa die Hälfte zu sich nehmen (nach Körpergewicht ausrichten). Kleinkinder und Säuglinge, Schwangere und stillende Mütter sollten den Grüntee meiden.

Falls eine Krankheit besteht, sollte der Verzehr mit dem Arzt oder Heilpraktiker vorher besprochen werden. Zur Orientierung dient der Beitrag zur Vorbeugung und bei Krankheiten. Mögliche Nebenwirkungen und Risiken von Grünem Tee sind auch zu beachten.

Welche Grünteesorte zu welcher Tageszeit?

Die empfohlene Menge an Grüntee sollte meiner Ansicht nach idealerweise in etwa 3 gleiche Portionen über den Tag verteilt werden: Morgens, mittags und nachmittags / abends. Neben den drei Basisversorgern Gyokuro (für morgens), Sencha (1. und gelegentlich 2. Pflückung für mittags / nachmittags) und saisonal (Mai/Juni bis August) auch der erste Frühlingstee Shincha (vom Sencha) sollte optimalerweise folgende Ergänzung vorgenommen werden: Wöchentlich mindestens jeweils 1-2 x zusätzlich zur Grundversorgung die Sorten Matcha (eher mittags/nachmittags), Bancha, Karigane oder auch Genmaicha (alle drei relativ gut für abends geeignet) trinken. Dabei sollte möglichst große Abwechslung bei den Tees innerhalb einer Teesorte herrschen.

Grüntee-Empfehlung bei täglichem Verzehr

(Gesunde Erwachsene, Kinder etwa die Hälfte, Kleinkinder sollten Grüntee meiden)

Wann optimal?MengeJapanische GrünteesorteErgänzend 1-2 x pro Woche
Morgens0,3 lGyokuroMatcha (falls im Shake oder Smoothie unerwärmt); Benifuuki-Kur (unerwärmt)
Mittags / nachmittags0,3 lSencha (1. Pflückung und gelegentlich 2. Pflückung) oder Shincha (Frühsommerkur)Matcha (traditionelle Zubereitung)
Abends 0,3 lBancha, Genmaicha, Karigane 

Eine weiterführende Beschreibung der täglichen Anwendung und der Wirkung und Pflanzenbestandteile der einzelnen Sorten finden Sie in Grüner Tee: Welche Sorten, wie oft, wie viel?.

Morgens

Wer morgens eine anregende Wirkung sucht, ist mit dem Gyokuro am Besten bedient. Nicht nur ist er (zusammen mit dem Sencha) der Grundversorger unter den grünen Tees und besonders hochwertig, sondern hat darüber hinaus auch einen sehr hohen Koffein-Gehalt (teilweise höher als gehobene Senchas, aber niedriger als beste chinesische grüne Tees). Er ist somit stark anregend. Allerdings ist das Koffein des grünen Tees an Gerbstoffe gebunden, in Wechselwirkung mit der Aminosäure L-Theanin deutlich verträglicher und wird erst im Darm resorbiert, was seine besonders verträgliche und positive Wirkung erklärt. Das Koffein des Kaffees hingegen wird bereits im Magen resorbiert, ist nicht gepuffert und gelangt dadurch sehr schnell ins Blut. Ein weiterer Vorteil ist seine besondere Wirkung auf die Nieren und auf den Zucker-Stoffwechsel. Beides wird am besten morgens angeregt.

Meine Empfehlung für Menschen, die morgens etwas Anregendes wollen, lautet: Morgens am besten einen hochwertigen Gyokuro trinken.

In der Woche ergänzend, würde ich raten, auch Matcha (ebenfalls sehr anregend) unerwärmt in einen Shake, ins Müsli oder ähnliches zu mixen. Matcha verfügt über die höchsten ORAC-Werte (Antioxidans) aller Lebensmittel und ist ebenfalls ein sehr gute Vitamin- und Nährstoffversorger.

Mittags

Für die Portion mittags ergibt sich ein Schwerpunkt für gehobene Sencha-Qualitäten. Hier kommt es etwas mehr auf die breite Versorgung mit allen Inhaltsstoffen des grünen Tees (besonders Catechine, Fettsäuren) an und weniger auf den Schwerpunkt Vitamine, Koffein und Aminosäuren. Zum Essen sollte immer ein zeitlicher Abstand von 20-30 Minuten eingehalten werden.

Nachmittags

Anstelle von morgens kann der gehobene Sencha auch nachmittags gut getrunken werden. Sehr Koffein-empfindlichen Menschen ist aber zu empfehlen, ggf. schon nachmittags keinen Sencha und schon gar keinen Gyokuro mehr zu trinken. Dann wären die für eher abends geeigneten Sorten vorzuziehen (siehe unten). Auch nachmittags sollte ein ausreichend zeitlicher Abstand zum Essen eingehalten werden.

Die Empfehlung lautet also: Je nach Gespür und Verträglichkeit ab mittags keinen Gyokuro mehr trinken, bei Problemen sogar nachmittags auf den Sencha verzichten. Man kann hier auch eine abgemilderte Sencha-Form versuchen, nämlich den Genmaicha-Tee, der zur Hälfte aus geröstetem Reis besteht. Menschen, die ihn gut vertragen, rate ich aber unbedingt dazu, auch nachmittags eine Portion hochwertigen Sencha zu trinken. Sollte keine der vorgenannten Sorten vertragen werden, so kann man es nachmittags auch mit den typischen Sorten für den Abend versuchen..

Abends

Viel wird über die Unverträglichkeit von grünem Tee, besonders zur Abendzeit, geschrieben und diskutiert. Manche Menschen reagieren sehr empfindlich auf das im Grüntee enthaltene Koffein. Dies liegt auch daran dass das (im Gegensatz zum Kaffee) in Gerbstoffen gebundene Koffein langsamer resorbiert wird, also mit Verzögerung bzw. über einen längeren Zeitraum wirkt. Ausserdem wird es durch die Aminosäure L-Theanin für den Körper deutlich verträglicher. Ich möchte hier nochmals meine persönliche Beobachtung und Meinung betonen, dass eine solche betonte Empfindlichkeit häufig auf ein gesundheitliches Problem hinweist und mit der Gesundung des Problems meist zurückgeht bis ganz verschwindet. Wichtig ist dabei sicherzustellen, dass eventuelle Nebenwirkungen des Teegenusses nicht von der falschen Zubereitung oder von einem belasteten oder minderwertigen Tee herrührt. Nicht jeder grüne Tee ist aus meiner Sicht gesund.

Für Menschen, die den grünen Tee ohne Probleme vertragen, rate ich durchaus auch abends, ihre Wunsch-Portionen zu trinken. Besonders zu empfehlen sind die koffeinärmeren Sorten Bancha (beruhigender und besonders viel Eisen) und insbesondere Karigane (am wenigsten Koffein). Sie sind auch als ausgezeichnete Lieferanten von Mineralstoffen und Spurenelementen bekannt. In Japan wird traditionell Bancha nach dem Essen und auch abends getrunken. Als Zwischenschritt könnte man es auch mit Genmaicha versuchen, in dem Sencha mit geröstetem Reis versetzt wurde. Nach etwa 22:00 würde ich jedoch selbst den Genuss von koffeinarmen Sorten nicht mehr empfehlen.

Ziehzeit und Koffein

Es ist bekannt, dass sich die verschiedenen Inhaltsstoffe des grünen Tees je nach Ziehdauer in unterschiedlicher Menge ins Wasser lösen. Manche Stoffe kommen erst nach einer bestimmten Zeit in das Teewasser. Falls nun vermutet wird, dass man einen koffeinhaltigen Sencha oder den noch stärkeren Gyokuro einfach nur ganz kurze Zeit ziehen lassen sollte, um das Koffein zu vermeiden, ist folgendes unbedingt zu beachten:

  • Das Koffein ist bereits nach etwa 2 Minuten fast vollständig ins Teewasser übergegangen. Ein signifikanter Teil wird sogar schon nach 30 Sekunden gelöst.
  • Erst zwischen 30 Sekunden und 1 Minute 30 Sekunden lösen sich die meisten wertvollen anderen Stoffe des Tees ins Wasser.

Der Tee dürfte also maximal 30-60 Sekunden ziehen, um den Koffein-Gehalt nennenswert zu reduzieren. Dies bringt den inakzeptablen Nachteil mit sich, dass auf fast alle wertvollen sonstigen Inhaltsstoffe verzichtet wird.

Umgekehrt wird oft vermutet, man müsse den Tee nur lange genug ziehen lassen, dann würden sich mehr Gerbstoffe ins Wasser lösen und das Koffein stärker binden. Diese Theorie ist zwar richtig, aber es ergeben sich wiederum inakzeptable Nachteile:

  • Es lösen sich sehr viele Gerbstoffe in das Teewasser. Diese sind zwar nicht schädlich für den Körper, überschreiten aber die sinnvolle Menge und sind daher eher leicht belastend.
  • Ein Gutteil wertvoller Nährstoffe wird bei einer Ziehzeit über 2 Minuten unter Einwirkung der großen Gerbstoffmenge stark reduziert / „beeinträchtigt“.
  • Das Koffein wird durch die vielen Gerbstoffe zwar stärker gebunden, wird aber – wenn auch zeitverzögert – im Darm resorbiert. Das heisst die Aufnahme des Koffeins wird nicht verhindert und der Koffein-Gehalt nicht verringert.

Dementsprechend ist eine kürzere oder längere Ziehzeit als Reaktion auf eine Empfindlichkeit nicht zu empfehlen. Vielmehr sollte mit der Tageszeit und der Auswahl der Sorte gearbeitet werden.

Sensibilität auf Koffein im grünen Tee

Es wurde in Studien übrigens beobachtet, dass eine Koffein-Empfindlichkeit, durch das regelmäßige Trinken von grünem Tee deutlich reduziert wird. Dadurch lohnt es sich, die Dosierung einzuschleichen und den Körper auf verträgliche Weise an den Verzehr zu gewöhnen. Keinesfalls sollte man sich in den Genuss von grünen Tee bei Vorliegen von Unverträglichkeits-Symptomen zwingen. Dann sollte eine verträglichere Sorte gewählt werden. Nicht selten kann nach einiger Zeit dann wieder auf stärkere Sorten zurückgegriffen werden.

Shincha Flugtee

Jedes Jahr ab etwa Mai/Juni (je nach Anbaugebiet) kommen in Deutschland bestimmte Sorten des ersten Frühlingstees Shincha in den Handel. Die frische Ware wird schnellstmöglich verarbeitet und mit dem Flugzeug zu uns gebracht. Dieser Tee enthält besonders viel Frische, Vitamine und Nährstoffe und eignet sich bestens als ein- bis dreimonatige jährliche Kur für Mai/Juni bis August. In dieser Zeit könnte man auch seinen täglichen Gyokuro-, oder Sencha-Verzehr zugunsten dieses Flug-Shincha zurückfahren.

Zusätzlich frisches Wasser trinken!

Für Grünteetrinker sollte gelten, dass zusätzlich ausreichend viel frisches und stilles Wasser getrunken wird. Das ist besonders wichtig, denn sonst riskiert man wegen der entwässernden Wirkung den Körper zu belasten. Diese diuretische Wirkung lässt übrigens mit der Zeit nach, aber geht nicht völlig zurück. Trinkt man beispielsweise „nur“ 0,3 grüner Tee täglich, sollte man relativ zeitnah (etwa 20-30 Minuten nach dem Teeverzehr)  mindestens 0,3 l stilles und frisches Wasser zusätzlich zum normalen Verzehr trinken. Insgesamt sollte man täglich auf mindestens 1,5-2 Liter frisches Wasser (je nach Körpergewicht) kommen. Wird man durch den Genuss von grünem Tee anschließend durstig, dann ist das ein wichtiges Zeichen, dem man unbedingt folgen sollte. Trinken Sie ruhig so viel frisches Wasser, bis sich der Durst vollständig gestillt anfühlt. Trügerisch ist allerdings, wenn man nach dem Grüntee-Verzehr keinen Durst verspürt. Dies wäre für mich eher ein Warnzeichen. Trinken Sie auch dann unbedingt das zusätzliche frische Wasser, wie oben beschrieben. Dies gilt um so mehr für koffeinsensible Menschen!